·Alle·

Frauen am Bauhaus

News & Stories — 05. März 2023
Für die einwandfreie Funktion dieses Videos ist die Verwendung von Cookies notwendig.
Bitte akzeptieren Sie diese um fortzufahren.
Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung
Sie waren da, waren viele und äußerst talentiert. Zwei von ihnen: Alma Siedhoff-Buscher - Expertinnen für Spielen und Lernen und Marianne Brandt - Industriedesignerin der ersten Stunde.

Im 19. Jahrhundert hatten Frauen in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen zu Kunstakademien keinen Zugang; sie konnten lediglich Privatunterricht nehmen. Mit dem Beginn der Weimarer Republik erlangten Frauen das Wahlrecht und die Lehrfreiheit. Als Walter Gropius 1919 in Weimar das Staatliche Bauhaus eröffnete, wurden Frauen der Kunsthochschule zugelassen. Nun ist es nicht so gewesen, dass Marianne Brandt oder Margaretha Reichardt in ihrer damaligen Bekanntheit ihren männlichen Kollegen weit nachstanden - wahrlich nicht.  Der Männerüberschuss wundert schon, wenn man weiß, dass unter den Studierenden Parität herrschte.

So liegt es an uns, die Frauen und ihre Rolle am Bauhaus weiter sichtbar zu machen. Im Folgenden wollen wir ihre Produkte bei FORMOST vorstellen.

·Alle·
Zum Weltfrauentag
Im 19. Jahrhundert hatten Frauen in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen zu Kunstakademien keinen Zugang; sie konnten lediglich Privatunterricht nehmen. Als Walter Gropius 1919 in Weimar das Staatliche Bauhaus eröffnete, ist die Lehranstalt eine der ersten ihrer Zeit, die Frauen zur Ausbildung zulässt. Die Fachbereiche der Schule reichen von Architektur über Malerei, Weberei und Fotografie bis hin zu klassischem Handwerk.
 Die jungen Wilden rüttelen an Prüderie, Konventionen, Bürokratie und Klassenschranken des Kaiserreiches.

Doch der Schein der Gleichberechtigung und Fortschrittlichkeit trügt. Die Studentinnen am Buahaus werden nicht gleichbehandelt. Gropius selbst nimmt an, dass Frauen nur zweidimensional denken können. "Sie gingen alle in die Weberei. Ob sie wollten oder nicht", beschreibt Gertrud Arndt den Weg der meisten Bauhaus-Studentinnen.

Allen Widerständen zum Trotz gibt es aber immer wieder Pionierinnen, die sich den Zugang zu Männerdomänen erkämpfen.
Alma Siedhoff-Buscher schafft den Sprung in die Holzwerkstatt. Dort baut sie multifunktionale Kindermöbel und Spielzeuge, die bis heute ein Verkaufsschlager sind.
Die wohl bekannteste Bauhaus-Absolventin, Marianne Brandt, bringt es in der Metallwerkstatt bis zur Lehrerin. Sie sagt: "Zuerst wurde ich nicht eben freudig aufgenommen. Eine Frau gehört nicht in die Metallwerkstatt, war die Meinung."
Heute verkörpern Marianne Brandts Teekannen, Aschenbecher und Lampen geradezu ikonisch die Bauhaus-Ideen von schlichter Eleganz und Funktionalität.

Marianne Brandt (1893 - 1983)

Für uns DIE Industriedesignerin.
Durch ihr besonderes Interesse an der funktionalen Form erweckt sie in der Industrie große Nachfrage und behauptet sich als erste Frau in einer Domäne der Männer.

Bereits vor dem Bauhaus studierte Marianne Brandt in Weimar an einer privaten Hochschule und an der Hochschule für Bildende Kunst. Marianne Brandt erkämpfte sich die Möglichkeit, ihre Ausbildung in der Metallwerkstatt fortzuführen. Unter dem Meister László Moholy-Nagy entwarf sie in Weimar zunächst Einzelstücke wie das Kaffee- und Teeservice oder auch den geometrischen Aschenbecher, die in Handarbeit gefertigt wurden. Mit der neuen Zielausrichtung des Bauhauses „Kunst und Technik - eine neue Einheit“ ab 1923 orientierte sich die Metallwerkstatt und auch Marianne Brandts Arbeit an der industriellen Fertigung.

In Dessau war besonders die Zusammenarbeit mit der Leipziger Firma Körting & Mathiesen AG (Kandem) von Bedeutung. Brandt entwickelte Prototypen von Lampen, die dann in Serie produziert wurden. Ab 1928 leitete Marianne Brandt die Metallwerkstatt für ein Jahr.

Neben ihrer Entwurfsarbeit in dieser Werkstatt setzte sie sich auch theoretisch mit den Fragen der Gestaltung auseinander. Darüber hinaus war sie auch Fotografin und Malerin. 

Alma Siedhoff-Buscher (1899 - 1944)

Designerin des Bauhauses und Expertin für (kindliches) Spielen und Lernen  

Alma Siedhoff-Buscher kam 1922 an das Bauhaus, nachdem sie in Berlin bereits an verschiedenen Kunst- und Kunstgewerbeschulen ihre Ausbildung begonnen hatte. Nach dem Abschluss des Vorkurses wurde sie - wie üblicherweise - der Weberei zugeteilt. Bereits nach kurzer Zeit stellte Alma Siedhoff-Buscher einen Antrag auf Wechsel in die Holzbildhauerei, der genehmigt wurde. Für die erste große Bauhaus-Ausstellung 1923 entwarf sie für das Musterhaus Am Horn die gesamte Kinderzimmer-Einrichtung und konnte in diesem Zusammenhang auch die von ihr entwickelten Spiele wie das Schiffsbauspiel präsentieren. Weitere Spiele wie das Bützelspiel, die Wurfpuppen oder Bastelbögen wurden in den folgenden Jahren von ihr entwickelt.

Margaretha Reichardt (1907 - 1984)

Schon zu ihrer Studienzeit fiel sie durch ihre besonders ausgefallenen Ideen und hohe Fertigungspräzision auf.
Als sich Margaretha Reichardt 1925 am Bauhaus einschreibt, besucht sie 1926 zunächst den Vorkurs bei László Moholy-Nagy. In der Weberei spezialisiert sie sich bei Gunta Stölz und wird 1930 freie Mitarbeiterin in der Weberei und Hospitantin in der freien Malklasse bei Wassily Kandinsky. Ein Jahr zuvor legt sie ihre Gesellenprüfung ab. Am Bauhaus ist sie an der Entwicklung einer Stoffbespannung für Stahlrohrmöbel beteiligt und arbeitet an verschiedenen Projekten mit. 1933 gründet sie in Erfurt die Weberei Grete Reichardt, wo sie die geistig-kulturelle Bildung des Bauhauses vermittelt. Es folgen Ausstellungen und ihre Arbeiten werden mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht: 1937 erhält sie bei der Weltausstellung in Paris das Ehrendiplom. Ein Goldenes Ehrendiplom bekommt sie 1951 für ihre ausgestellten Gobelins auf der Mailänder Triennale. 1939 werden ihre Textilentwürfe mit mit der Goldmedaille gewürdigt. Margaretha Reichardt stirbt 1984.

© Angermuseum Erfurt, Nachlass Margaretha Reichardt

Bitte warten