So zart und doch so robust: Das Geheimnis um die Herstellung des
Porzellans beschäftigte die westliche Welt seit jeher. Es zu lüften
erforderte wahrlich alchemistischen Spürsinn. Und doch sind nur drei
“Zutaten“ nötig, Feldspat, Quarz und Kaolin, um feinstes Porzellan
herzustellen. Nur, das Verhältnis macht’s! Die zähflüssige
Gußmasse für Formen, die gegossen werden können, kann gleich verarbeitet
werden. Die Drehmasse für Flachteile – wie beispielsweise Teller – muss
einige Monate „mauken“ (reifen), um die ideale Konsistenz zu zu
erlangen. Dabei erfordert die Bestimmung des richtigen Zeitpunktes für
die Verarbeitung viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.
Alle runden, offenen Geschirr- und Ziergegenstände werden in der
Dreherei gefertigt. Teller, Untertassen, Schüsseln, Schalen, etc. werden
über der Gipsform gedreht, welche die innere Form bestimmt. Die äußere
Form wird mit der Drehschablone erzielt. Nach einer Trocknungszeit von
einigen Stunden reißt die Porzellanmasse exakt an der durch die Form
bestimmten Kante, dem Tellerrand.
Hohlteile und Figuren werden gegossen. Sobald die flüssige Gußmasse
in der Gipsform ist, saugt die trockene Form das Wasser an: Die
Porzellanmasse verfestigt sich. Einige Minuten später wird die
spezifische Dichte überprüft und der überflüssige Anteil ausgegossen.Die Form wird geöffnet und die Rohware vorsichtig herausgenommen.
Der nächste Schritt ist das „Garnieren“, das Zusammensetzen der
Einzelteile. Dabei werden die einzelnen Stücke der gegossenen oder
gedrehten Rohware mit den ebenfalls gegossenen oder von Hand geformten
Teilen mit dickflüssiger Porzellanmasse zusammengeklebt, verziert und
zur endgültigen Form veredelt. Selbst bei verhältnismäßig einfachen
Formen, wie zum Beispiel bei Kaffeetassen, wird der Henkel extra geformt
und anschließend garniert, also mit dem Becher zusammengefügt.
Durch das erste Brennen – den Glühbrand bei 930°C – erreicht die Rohware
eine gewisse Härte, aber ihre Oberfläche bleibt in einem porösen, rauen
Zustand. Diese saugfähige Oberfläche ist die Voraussetzung für das
Glasieren.
Nach dem Glühbrand wird das Rohporzellan überprüft, entstaubt und der
„Bindenschild“ mit kobaltblauer Farbe aufgestempelt. Dieses Zeichen, das
Hauswappen der Babenberger, stammt aus der Zeit Kaiserin Maria
Theresias und wird seither als Markenzeichen der Wiener
Porzellanmanufaktur eingesetzt. Es befindet sich unter der Glasur und
wird dadurch geschützt.
Alle Gegenstände werden händisch glasiert. Die Glasur ist ein Gemisch
aus Quarz, Feldspat, wenig Kaolin und Dolomit. Die poröse Rohware saugt
beim Eintauchen innerhalb von Sekunden die Glasur an und es bildet sich
an der Oberfläche eine feine Glasurschicht. Henkel oder Knauf sowie
Ränder und Kanten werden mit dem Pinsel präzise retuschiert. Von den
Sohlenstellen (Fuß des Stückes) wird die überschüssige Glasur entfernt,
um ein Festkleben an der Auflage (die sogenannte Pomse) zu verhindern.
Nach dem Glasieren kommt die Rohware zum Glattbrand, wegen der hohen
Temperatur von 1380°C auch Hauptbrand genannt. Dort bekommt das
Porzellan eine sehr dichte, glasige Oberfläche, die nach dem Abkühlen
eine erstaunlich hohe Härte aufweist. Porzellan besitzt fast die gleiche
Druckfestigkeit wie Stahl. Durch den Hauptbrand „sintern“ (schrumpfen)
einzelne Stücke um bis zu 14%, d. h. diese Verkleinerung muss schon bei
der Herstellung der Form einberechnet werden.
Bei Manufakturporzellan unterscheidet man drei Malereitechniken:
- Die Aufglasurtechnik: die Farbe wird auf die Glasur aufgetragen.
- Die Inglasurtechnik: die Farbe sinkt in die Glasur ein.
- Die Unterglasurtechnik: die Farbe wird unter der Glasur aufgetragen.
Augarten
wendet die sogenannte Aufglasurtechnik bei der Malerei an. Mit feinsten
Pinselstrichen oder mit Tuschfeder wird auf die bereits zweimal
gebrannte weiße Ware Farbe aufgetragen. Diese Technik ermöglicht das
feine, nuancenreiche und künstlerisch hochwertige Dekor, welches die
lange Tradition der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten auszeichnet.Für die Bemalung werden spezielle Farben verwendet, die durch den Brand bei 820°C mit der Glasur verschmelzen.Die
Glassubstanz in der Farbe verbindet sich mit der Glasur und haftet fest
an der Porzellanoberfläche. Bei mehrfarbigen Dekoren sind bis zu sechs
Zwischenbrände erforderlich, die das perfekte künstlerische Gesamtbild
ermöglichen.
Die
Bemalung des Weißporzellans wird von den, auf verschiedene Motive
spezialisierten Künstlern nach Vorlagen gestaltet und von Hand bemalt.
Dadurch ist jedes Stück ein Unikat.Bei den Porzellanmalern gibt es drei Gruppen von Spezialisten:
- Buntmaler (Blumendekore, Genreszenen, Landschafts- und Jagdmalerei)
- Ränderer und Staffierer
- Figurenmaler
Jeder
Porzellanmaler hat seine eigene Nummer, die auf der Rückseite des neuen
Porzellanprodukts von ihm aufgemalt wird, wodurch es
gleichzeitig signiert wird.
Oft
erhalten die Farben erst durch das Brennen ihre Leuchtkraft und
Brillanz. Um Gold zu erzielen, wird 24-karätiger Goldstaub in
Flüssigkeit aufgelöst. Durch den Brand entsteht ein matter Goldton und
erst nach dem Polieren mit Meeressand und Achat erscheint der schöne
Glanz.