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Marianne Brandt – was ist gute Gestaltung?

News & Stories — 01. Oktober 2023
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Am 1.10.1893 – vor 130 Jahren – ist eine der wichtigsten deutschen Designerinnen geboren worden.

Die Frage nach guter Gestaltung beschäftigt uns bei FORMOST fortwährend.


Auch am Bauhaus selbst gab es immer wieder Diskussion um Formwillen und Funktionalität. In der Bauhaus eigenen Zeitschrift bauhaus übte Naum Gabo 1928 Kritik an dem scheinbar inflationär verwendeten Begriff der „Gestaltung“.

Sein Beitrag dreht sich um die formale Sinnhaftigkeit der Kugelleuchten aus der Metallwerkstatt des Bauhauses. Gabo sieht deutliche Parallelen zwischen dem Formwillen hinter der Kugelleuchte und dem eines gründerzeitlichen Kronleuchters.


Auf diese Provokation antwortete ihm die damalige Leiterin der Metallwerkstatt des Bauhauses: Marianne Brandt. Sie widerspricht seinem Vorwurf, dass hinter den Gestaltungsprinzipien der Bauhaus-Werkstätten ein Stilwille steckt. Vielmehr betont sie die Formfindung als Resultat von Experimenten und dem hohen Funktionalitätsanspruch. So schreibt sie: „die elektrische glühlampe haben wir zwar nicht erfunden, haben uns jedoch bemüht, eine ihrem wesen entsprechende, sachgemäße anwendung zu finden und sie z.b. auch aus den ohne rücksicht auf zweckmäßigkeit übernommenen formen des kerzenkronleuchters und der petroleum- und gasleuchten zu befreien.“(Marianne Brandt: bauhausstil, in: bauhaus, 3, Heft 1, 1929, S. 21)


Die Wahrheit liegt vermutlich zwischen Formwillen und Funktionalitätsanspruch.


Wir von FORMOST schätzen bis heute die Dinge, die Marianne Brandt entworfen und in Zusammenarbeit mit anderen Bauhäuslern in der Metallwerkstatt entwickelt hat. Beispielweise das 1924 entworfene Tee-Extraktkännchen MT 49, welches in der Weimarer Metallwerkstatt entstanden ist.

Dieses Tee-Extraktkännchen zeichnet sich durch klare Linien, geometrische Formen und eine minimalistische Ästhetik aus. Die Kanne hat einen halbkugelförmigen Korpus, der das Wasser aufnimmt. Die Oberseite der Kanne ist als exakter Kreis geformt und weißt einen zylindrischen Ausguss auf, der für die Teezubereitung verwendet wird. Als Griff wurde eine halbkreisförmige Scheibe aus Ebenholz gegenüber angesetzt.

Das Kännchen bestand im ursprünglichen Entwurf aus Messingblech, das von innen versilbert wurde. Später wurde es aus hochwertigem vernickeltem Messing gefertigt. Neben dem Griff bestand auch eine Halterung des Deckels aus Ebenholz.

Was dieses Design so revolutionär macht, ist seine Vielseitigkeit und Zweckmäßigkeit. Das Tee-Extraktkännchen von Brandt wurde entwickelt, um die Teezubereitung zu optimieren. Es verfügt über ein integriertes Teesieb, das es ermöglicht, den Tee direkt in der Kanne zuzubereiten und dann durch einfaches Kippen in die Tasse zu gießen.


Vielen Dank Marianne Brandt für die revolutionären, schönen Dinge, die uns bis heute erfreuen!

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